Der Geschichtsverein Nörten-Hardenberg konnte auf Einladung des Vorsitzenden Bilian Proffen am Sonntag, 4.Februar im Ratsherrensaal des historischen Ratskellers den
Ingenieur Wolfgang Hinz im Kreis von 40 Zuhörern zu einem Bericht von einer bedeutenden Ausgrabung begrüßen. Er war im Jahre 2014 in Verbindung mit den Ausgrabungsarbeiten um
die Vorläuferin der heutigen Pfarr-
kirche St. Martin beteiligt und konnte aus eigenem Untersuchungen von vielen Ergebnissen und archäologischen Entdeckungen an und unter den
damaligen Mauern der Stiftskrypta berichten. Die damalige Kirche war im Besitz des Erzbischofss von Mainz. Die Stiftskirche war um 113o erbaut worden
und ein romanischer Gewölbebau des um Jahre 1055 gegründeten Petersstiftes. Später wurde sie im gotischen Stil umgestaltet. In der Folgezeit kam es über
der Krypta zu einem Kirchenneubau und zu verschiedenen Um- und Anbauten. Diese Kirche wurde dann 1893 nach deren Abriss durch einen leicht nach Norden veschobenen Neubau 1894
/ 1895 errichtet . W. Hinz erläuterte , dass die örtliche katholische Pfarrgemeinde vor dem Beginn der Studien sich mit
Nachdruck bei den Maßnahmen für eine dauerhafte Sichtbarkeit engagiert und dafür auch Unterschriften gesammelt hatte. Im Vorlauf vermutete man schon
ab 2013 in Voruntersuchungen per Georadar im Untergrund des Platzes der heutigen Kirche an einigen Stellen massive Baustrukturen. Beim ersten
Suchschnitt entdeckten Archäologen 35 Zentimeter unter dem Aspalt im Untergrund schon Fundamente eines Kirchturms. Im Früjahr und Sommer 2014 fanden sich bei
baubegleitenden Tests im südlichen Bereich des Stiftsplatzes Reste von gepflasterten Wegen sowie ein Abwasserkanal. Das Nörtener Archidiakonat bildeteen 12 Kanoniker, die rund um den
Stiftsplatz wohnten , wirkten und die dem Erzbischofd von Mainz unterstanden. Bei den archäologischen Ausgrabungen wurden unter der Leitung von F. Wedekind und seinem Team im
Erdboden die Reste der Stiftskirchen - Krypta, deren Mauern des Lang- und Querhauses und innere und äußere Zuwegungen gefunden. Im nördlichen Bereich wurden im Boden verschiedene
Fundamante von Teilgebäuden sowie deren Anbauten aus dem 17. und 18. Jahrhundert freigelegt. Auch stießen die Archäoglögen im Umfeld der St. Martinskirche auf menschliche Knochen,
die von Bestattungen im direkten Gelände des damaligen Friedhofs herrührten. Nördlich des heutigem Kirchengebäudes befindet sich - in Resten des damaligen Friedhofs - z. B.
das Grab des damaligen Stiftsherrn Johann Wolf. Bei weiteren Erdarbeiten vor der Kirche legte man unter dem Rasen mittelalterliche Mauerreste sowie Sandsteinplatten von der
Krypta ( Untergeschoss) der damaligen Stiftskirchenkrypta frei. Diese war um ca 113o erbaut und im 30jährigen Krieg durch ein Feuer der Feinde am 19. April 1626 zerstört worden. Erste
Konstrunktionssteile / Säulen und Fenster ( ca 1130) stammten aus der Romanik- weitere aus der Gotik. Diese
Daten ließen sich aus der Putzanalyse und der Steinanalye errechnen. Die Größe der Nörtener Stiftskirche vermutete Wolfgang Hinz, läßt sich mit der des
heutigen Hildesheimer Domes vergleichen. Der Einzugsbereich umfaßte im südniedersächsischen Bereich radial rund um Nörten ca 40 km ( Einbeck/Duderstadt/Eichsfeld/Osterode/Friedland. Die
Fenster der Stiftskirche ließen sich laut überlieferter Berechnung auf das Jahr Jahr 1691 datieren . In weiteren Freilegungen traten die Reste einer mit Schutt verfüllten Krypta
zutage. Diese wurde jedoch nur zur Hälfte ausgegraben . Wegen des festgestellten guten
Erhaltungszustands der Fundstelle und deren wissenschaftlichern Bedeutung grub das forschende Team dort weiter und legte die Ost- und Südwand mit dem Westabschluss
frei. Wegen möglicher Schäden am heutigen Mauerwerk blieb die Nordwand ohne weitere Ausgrabung. Im Verlauf der Bodenproben fanden
die Archäologen auch mehrere hundert Gegenstände, darunter Münzen, eine Pistolenkugel aus Blei und einen sechseckigen Leuchter.. Nach mehrwöchiger Arbeit entschieden der Flecken
Nörten-Hardenberg und das Bistum Hildesheim im Oktober 2014 , die Ausgrabungsstelle aus Kostengründen wieder zu verfüllen und um -aus Sicherung des Untergrundes - eine mögliche
spätere zerstörende Auswirkungen auf die Fundstelle durch Feuchtigkeit und Frost zu vermeiden. Das
Mauerwerk wurde zuvor aber durch Folien geschützt.Später - wenn Fördermittel und ein Konzept zum Umgang mit der Fundstätte vorliegen - kann / darf die
Stätte später bei Interesse für weitere Studien jederzeit wieder geöffnet werden, kündigte Wolfgaang Hinz an.Der Vorsitzende des Vereins für
Geschichte und Denkmalkpflege , Bilian Proffen , bedankte sich unter dem lang andauernden Applaus der Zuhörerinnen und Zuhörer mit einem kleinen Geschenk
für den sehr informativen und faktenreichen Diavortrag .
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Rudolf Roth, Geschichtsverein