Nach dem 30jährigen Krieg(1618-1648) errichteten die Kanoniker für sich im Garten des Pfarrhauses
(Stiftsplatz 9)ein großzügig gebautes Fachwerkwohnhaus. Dieses wurde zur Hälfte mit einem Gewölbekeller und einem 2stöckigen Boden ausgestattet.
Hinter dem Haus entstand versetzt eine große Fachwerkscheune. An deren Südseite waren die Aborte eingerichtet (bis 1960).
Begrenzt wurde das Grundstück vorne durch eine große Toreinfahrt mit drei schweren Leinebergsandstein Pfeilern (1 davon steht noch) und nach Norden durch eine 2
Meter hohe Feldsteinmauer zur Brandgasse. Diese verlief bis zur Langen Straße (heute Wiederholtgasse).
Auch hinter der Scheune befand sich als Grenze zu den Gebäuden an derLangen Straße eine Brandgasse. (Teile davon sind heute sehr
verbreitert die hintere Zufahrt zu den Gebäuden an der Langen Straße).
1812verstarb der letzte dort wohnhafte Kanoniker von Sothen.
1812 Bittschrift der evangelischen Kirchengemeinde Nörten an den damaligen Territorialherren König
Jerome I von Westphalen ( jüngerer Bruder von Kaiser Napoleon Bonaparte) mit dem Wunsch ein eigenes Gebäude für eine evangelische Schule zu erhalten.
1813Dieser Bitte wurde entsprochen und das Haus am Stiftsplatz (heute Nr. 10) der evangelischen
Kirchengemeinde als „ Jeromesche Schenkung“ übereignet. Das Erdgeschoss wurde in zwei Klassenzimmer umgewandelt. Im Obergeschoss befand sich die Wohnung des Lehrers.
1910Die Schule wurde zu klein und man zog in die Burgstraße in das heutige Rathaus um (bis 1953). Das
Gebäude am Stiftsplatz blieb Dienstwohnung des Schulleiters der evangelischen Schule und wurde so umgebaut, dass im Erdgeschoss eine weitere Dienstwohnung für (evangelische) Lehrer entstand. Bei
diesen Baumaßnahmen wurde der Eingang von hinten nach vorne zum Stiftsplatz verlegt und die Süd- und Westseite mit einem Schieferbehang versehen(Vergleich Foto 1 und 2 in der App). Als 1962 die
Residenzpflicht für Lehrer (Verpflichtung am Schulort zu wohnen) aufgehoben wurde , bekamen die Lehrer einen „normalen“ Mietvertrag mit der politischen Gemeinde Nörten-Hardenberg.(Dieser Mietvertrag
befindet sich noch im Besitz von Gisela Saring, die von 1954 – 2018 dort wohnte.)
2017verkaufte die Gemeinde Nörten-Hardenberg das Gebäude mit Grundstück an Privatbesitzer. Von diesen
wurde es von März 2018 bis Dezember 2020 in Abstimmung mit dem Denkmalschutz aufwendig restauriert/saniert.
(Text: Gisela Saring)
1910: Stiftsplatz 10 Baugeschichte/Typ: überwiegend verkleidetes zweistöckiges Fachwerk – wohl flächenbündig aufgebaute Fachwerkfront unter dem Behang Erbauungszeit: typisch für 19. Jh.