Geschichtsverein Nörten-Hardenberg
Geschichtsverein Nörten-Hardenberg

Badehaus

Am Mühlenwasser, Altes Dorf Nr. 8

(erbaut 1670)

 

Badestuben waren eine Einrichtung nach den Kreuzzügen. Die Teilnehmer an den Kreuzzügen brachten die Kenntnisse über Badestuben aus dem Orient mit.

Für arme Leute gab es eine Stiftung zur Badbenutzung, die sogenannten Seelbäder.

Die Besucher konnten sich in der Badestube waschen, aber auch medizinisch versorgen lassen.

Knochenbrüche und Zahnschmerzen behandelte der Bader.

Erst 1755 kam der erste Chirurg nach Nörten.

Bart- und Haarschneiden lag ebenfalls in der Hand des Baders.

Vor allem aber waren öffentliche Badestuben, als Wannen- und Dampf- oder Schwitzbäder, als ein Ort des Vergnügens und der Geselligkeit anzusehen.

Nachdem im Dreißigjährigen Krieg das Badehaus zerstört war, hat das Petersstift als Besitzer es nicht wieder aufgebaut.

1670 Errichtung eines Wohnhauses

1869 wurde das alte Badehaus von 1670 abgerissen und durch einen Neubau       ersezt. Erster Besitzer war Ignatz Lüthmann

1886 Johannes Damme

1892 Böttchermeister Franz Rodemann

1930 Tischlermeister Franz Bock und Agnes (geb. Rodemann)

Heute: Familie Gert Betzmer mit Gabi Betzmer (geb. Bock)

 

 

Bevor der erste " studierte"  Arzt in Nörten seine Arbeit aufnahm, wurde die medizinische Versorgung von einem sogenannten "Bader" ( kein studierter Mediziner ) übernommen !
Das Haus des "Baders" stand außerhalb der  sog. " Stiftsfreiheit"
( Bezirk) im Alten Dorf unmittelbar neben dem sog. "Mühlenwasser".

Es wurde von der Bever nördlich des Geländes des Grafen Hardenberg
unterhalb der Zufahrt zur Burg abgeteilt und lief dann von dort weiter westlich in einem neu geschaffenen Kanal  zur Nörtener " Marktmühle "  ( eigene Mühle der Nörtener Bürger)  - heute Wohnanlage - zur Papenmühle ( Mühle des  Stiftes ) und mündete ( heute nördlich  der heutigen Nörtener   Kläranlage ) in die Leine.
Die Brauerei in Nörten konnte auch von diesem Wasser ( Mühlenwasser)
das nötige Nass für das damals sehr bekannte  Nörtener Bier abzweigen.

In Nörten gab es früher die Mahnung des örtlichen  Ausrufers :
" Hiermit wird bekannt gemacht, dass niemand in den "Bach reinmacht ", denn morgen wird gebraut!!"   ( " Reinheitsgebot " )
( Welcher ältere Nörtener Bürger kennt diesen Spruch von früher
noch ? ) Vielleicht vom "Hören-Sagen" ??

Nach der Zerstörung Nörtens im 3ojährigen Krieg wurde schon 1637 das "Badehaus" an seiner alten Stelle  wieder aufgebaut und an einen "Bader" für jährlich 20 "Taler" verpachtet.
Im gesamten Mittelalter hatten Nörtener Handwerker und Bauern, aber auch Geistliche zu ihrenjeweiligen  Badezeiten  in großen Holz-Zubern heiße Bäder genommen. (Badehaus).
Der Bader scherte  den Männern auch -Kopf Haar und Bart.
Anmerkung: " Rasieren " war damals eine schmerzliche Prozedur, da das heute übliche Einseifen noch unbekannt war !!.
Männern mit "tiefen Falten" im Gesicht schob der Bader, um rasieren zu können , einen Löffel quer  in den Mund und  " balbierte " seine Kunden    ( Patienten)  so "über den Löffel" .
Außerdem führte er Wundbehandlungen durch,  setzte  sog.
" Schröpfköpfe" an  -  also Blutegel -- und zog auch Zähne. Er verstand sich auch darauf,  auf " quälende Hühneraugen " Pflaster zu legen.

Die Kanoniker im nahen  Sankt Peter-Stift in Nörten  hatten seinerzeit diese "Badestube" zum Wohle der Mörtener Bürger errichtet und finanziert !!
Eine " fromme Stiftung" ermöglichte es auch,  einem armen Mitmenschen. dieses Badehaus zu besuchen. Dies waren dann  die sog. "Seelbäder" .

Im Jahre 1755 kam dann Dr Falk als erster Arzt nach Nörten. Er starb im Jahre 1788. Dr. Falk heilte die " inneren Krankheiten" Für die äußeren war der  "Chirurg " zuständig.
Der erste Chirurg war in Nörten Josef Griese. Er stammte aus dem ersten Nörtener "Posthaus", dem Gasthaus " Zum Stern". Später war in diesem Hause dann die Schlachterei Keseling - Lange Str. 79 ( Unweit des damaligen Mühlengrabens).
Dieser damals wichtige Wassergraben ist heute völlig verrohrt  und nach kürzlich erfolgter "Altdorf " Altstadtsanierung" verschwunden.
Der letzte Chirurg in Nörten war Dr. Clemens-Maria Laufköter. Er kam aus Moringen.
Dessen Söhne ( Franz und Godehardt) führten dann in Nörten ein Kolonialwarengeschäft und boten auch allerlei landwirtschaftliche Produkte zum Kauf an. ( Geschäft  gegenüber der ev. Kirche ).
Beide Nörtener Ärzte, die Chirurgen und Doktoren wurden zu damaliger Zeit ( wie allgemein üblich )  vom Grafen von Hardenberg " einge-
stellt" . Die  Nörtener Ärzte hatten auch die Aufgabe,  Kranke in der näheren Umgebung zu versorgen.
Dank der Fortschritte in der Medizin ist seit  damaliger Zeit die im 19. Jahrhundert gassierende Kindersteeblichkeit ( auch Dank dieserdamaligen    " Mediziner"  stark zurückgegangen

 

 

Der Hobby-Historiker Hans-Hermann Hüter aus Nörten-Hardenberg hat  aus seinen Unterlagen im Ortsanzeiger " 14 Tage Nörten"  am 11. August einen Artikel   über die Geschichte der Badstube in Nörten-verfasst.

Er hat uns diesen Text zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Wir danken ihm dafür:

Das Badehaus áuf der linken Seite mit dem offenen Mühlwasser davor. Heute ist das Mühlwasser verrorht.
Zeichnung von Horst Lindowski 1947
Das "Badehaus" heute.
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